Müllhelden entfernen Müll aus der Natur
Müll gehört nicht achtlos aus dem fahrenden Auto geworfen oder anderweitig in die Natur entsorgt
Irgendwann in 2019 habe ich angefangen Müll aus der Natur einzusammeln und zu entsorgen - zunächst weniger organisiert und nur gelegentlich, nach kurzer Zeit aber regelmäßig und mit Eimer, Müllgreifer und auf größeren Touren mit Schubkarre bewaffnet.
Ich wohne wirklich idyllisch auf dem Land, inmitten von Feldern und Wiesen, den Wald in Sichtweite, einige 100m Luftlinie vom Naturschutzgebiet Schwackenreuter Seen entfernt.
Meine Seele baumelt besonders gut in möglichst unbelasteter Natur. Dort unterwegs zu sein setzt stressigen Arbeitszeiten und den vielen wenig schönen Dingen, mit denen wir uns in den letzten Jahren konfrontiert sehen, einen mit allen Sinnen erlebbaren, unbelasteten und sorgenfreien Pol entgegen.
Ich spreche hier und nachfolgend von Plätzen in der Natur bzw. weniger befahrene Straßen auf dem Land, nicht in oder bei Großstädten, wo das Verkehrsaufkommen, bzw. die Menge an Menschen hoch ist und damit eine gewisse Menge an Müll vorprogrammiert.
Hier fährt man durch Waldabschnitte oder an Feldern vorbei, also wirklich durch nahezu unbebautes, schön anzusehendes Gebiet, welches wirklich nicht dazu einlädt Mülltroll zu spielen.
Allerdings findet man auch hier bis in die entlegensten Ecken herumliegende Zigarettenkippen, weggeworfene Taschentücher, Umverpackungen und Vieles mehr.
Neben den Auswirkungen für die Umwelt, stört mich schlicht der Anblick. Sträucher in denen keine Plastikfetzen hängen, Bäche ohne Müll am Rand oder an Ästen im Wasser hängend, finde ich einfach schöner. Gerade auf Parkplätzen oder in Waldeinfahrten finden sich zudem neben achtlos weggeworfenen Kippen und Kleinmüll, ganz bewusst entsorgter Hausmüll, Tüten voller Windeln, Elektroschrott, Picknickreste, Junkfood-Essenstüten und jede Menge anderen Mülls.
Es sind wie immer die Einzelnen, nicht die Masse, die für so etwas verantwortlich sind, auch wenn Raucher wohl eine geringere Hemmschwelle haben, neben ihren Kippen noch weiteren Müll zu entsorgen, denn bei fast jeder größeren Müllablage findet man auch Zigarettenkippen und Packungen, teils den gesamten Inhalt ausgeleerter Aschenbecher.
So machen weggeworfene Zigarettenfilter auch die größte Menge einzelner Müllstücke aus. Zwischenzeitlich sollte bekannt sein, wie giftig diese für die Umwelt sind, aber es scheint für viele zu lästig Ihre Zigaretten ordentlich zu entsorgen und psychologisch muss man wohl davon ausgehen, dass viele die Schädlichkeit für sich und andere verdrängen, um mit ihrer Sucht umgehen zu können.
Die WHO schätzt, dass weltweit ca. 2/3 aller Zigarettenfilter falsch entsorgt irgendwo in der Umwelt landen und Lebensräume und (Trink-)Wasser vergiften.
Zurück zum Thema: Wenige verursachen Müll, Viele ignorieren ihn, Manche regen sich darüber auf, lassen ihn aber trotzdem liegen und sehr sehr Wenige heben den Müll Anderer auf und entsorgen ihn.
Ja, man muss mitunter Stolz und manchmal Ekel überwinden ebenso, wie den manchmal aufkommenden Ärger über die ignoranten Verursacher.
Aber das Einsammeln von Müll ist eine sofort wirkende und mit einfachsten Mitteln realisierbare Möglichkeit für Jeden aktiv etwas zu tun, statt nur zu reden. Dazu benötigt man weder besondere Fähigkeiten noch lange Vorbereitung. Es ist nichts Schlechtes oder Falsches daran, nichts Kontroverses.
Mancheiner mag sagen, dass es keine große Auswirkung hat. Das mag stimmen, aber wenn keiner mit dem Kleinen anfängt ändert sich nichts und wenn alles unter dem Aspekt großer Wirkung betrachtet wird, ist nichts relevant.
Die Sonne wird irgendwann zur Supernova, die Erde verglüht und alles was wir jemals getan oder nicht getan haben ist völlig egal.
Manche Dinge tut man, weil man davon überzeugt ist, weil man sie für richtig hält, selbst wenn es Aufwand bedeutet oder für einen selbst nicht unbedingt das Beste ist. Das ist gelebte Überzeugung und Altruismus entgegen Egoismus und dem Trend sich selbst zu wichtig zu nehmen und über alles zu stellen.
Man handelt und motiviert vielleicht Andere oder ist Vorbild oder bewirkt, dass manche über das Thema nachdenken. Das muss genügen.
Aussenwirkung, um mehr zu bewegen als man alleine kann ist auch der Grund für diese Webseite, für den Namen Müllheld, für meine Aktionen über das Sammeln hinaus.
Nicht jeder muss das mit einem solchen zeitlichen Aufwand betreiben wie ich das tue – ca. 10-15 Stunden je Woche – doch jedes entsorgte Müllstück ist ein Problem weniger!
Clean-Up-Days vs. regelmäßiges Einsammeln
Einzelne „Clean-Up-Days“ sind ok, wenn in meinen Augen auch nicht ausreichend. Wenn mancher Müll zu lange liegt, hat das mitunter weitreichende Auswirkungen:
- Nehmen wir eines der großen Themen als Beispiel: Zigarettenkippen. Schon beim nächsten Regen werden die Giftstoffe aus den Filtern ausgewaschen und gelangen in den (Wasser-)Kreislauf. Die Filter selbst verlieren ihre Form und sind schwerer zu entfernen, bzw. werden leichter übersehen und nach einiger Zeit schließlich zu Mikroplastik.
- (Plastik-)Müll wird durch Wind und Wetter schnell an Stellen getragen, an denen man ihn kaum mehr findet und er durch Zerfall zu einem Umweltproblem wird.
- Müll vermehrt sich. Es scheint so, als dass die Skrupel Müll wegzuwerfen bei normalen Menschen deutlich sinken, wenn schon anderer Müll herum liegt, auch wenn den echten Trollen egal ist, wenn sie die ersten sind, die z.B. eine Waldeinfahrt als Müllkippe verwenden.
Für mich Gründe regelmäßig - wenn zeitlich machbar mehrmals je Woche - und nicht nur im Naturschutzgebiet, sondern dort, wo der meiste Müll entsteht, also vor allem entlang von Straßen, Waldeinfahrten und anderen Parkmöglichkeiten tätig zu sein, bevor er wie oben beschrieben durch Regen ausgewaschen oder von Wind und Wildtieren verteilt wird oder im Fall von Glasscherben Menschen oder Tiere verletzt.
Denn der gemeine Mülltroll ist träge und faul und wirft den Müll am liebsten direkt aus dem fahrenden Auto oder beim kurzen Rasten durch die Türe ins nächste Gebüsch. Nur die ganz üble Sorte fährt den Müll tief in den Wald hinein und entsorgt dort, geplant und bewusst, Autoreifen, Sperrmüll, Elektroschrott, Hausmüll, Flaschen oder Windeln.So fällt an den Seiten und Böschungen der Straßen und an den dort gelegenen Abfahrten wohl an die 90 % des Mülls an, den ich einsammle. Ich gehe regelmäßig etwa 10 km entlang der B313 und angrenzenden Straßen ab. Das Ergebnis: einige 100kg Müll im Monat, wobei am meisten Arbeit macht, was am wenigsten wiegt: Die durchschnittlich etwa 5000 Zigarettenkippen / Monat.
Müllsammeln oder einfach wandern?
Natürlich wäre ich lieber einfach in der Natur unterwegs und würde mich nicht mit dem Thema beschäftigen. Aber das hat eben etwas mit der oben genannten Gründen zu tun, für die man eben auch mal Dinge tut, die man lieber nicht tun würde.
Damit man aber längerfristig dazu bereit ist, muss man eine Einstellung entwickeln, die es möglich macht, daraus trotzdem irgend einen Gewinn für sich selbst zu erzeugen.
Dazu hilft es die positiven Seiten zu sehen. Sicherlich ist eine davon das gute Gefühl etwas für das zu tun, was man liebt: die Natur. Zudem ist man trotzdem draußen unterwegs was gut für die Gesundheit ist, auch wenn man weniger die Landschaft genießen kann, da man permanent auf den Boden starrt. Das Tragen des Eimers, das vielfache Drücken des Müllgreifers, das Bücken – alles Zusammen kann man als komplexe Sportart sehen, die viele Muskeln trainiert, mehr als es das reine Wandern oder joggen es würde. Ich versuche immer etwas zum Lächeln zu finden, so nenne ich diese neue Trendsportart „Das Müllhelding“
Was man im Gegensatz vermeiden sollte ist es sich zu sehr über die Mülltrolle aufzuregen, wobei eine gewisse Menge Ärger als Motivation genutzt werden kann sich beispielsweise auch danach mit dem Thema zu beschäftigen und z.B. solche Texte zu schreiben, denn es gibt definitiv schönere Dinge. Zu tief darf man das aber nicht an sich heranlassen, sonst ist man irgendwann zu frustriert und gibt auf.
Groß denken oder klein?
Einige denken lieber groß, in politischen Dimensionen. Das macht sicherlich ebenfalls Sinn, wenn man die richtigen Mittel zur Verfügung hat und wählt, aber man kann sich auch leicht verrennen und schlussendlich nichts oder Ungewolltes erreichen. So empfinde ich Aktionen von sogenannten Klimaaktivisten die mit erhobenem Finger auf Andere zeigen, Dinge beschädigen oder Unbeteiligte schädigen keinesfalls den richtigen Weg.
Auch schwarz weiß denken oder pauschalisieren, ist ideologischer Unfug. So sind nicht alle weißen alten Männer für Umweltsünden verantwortlich und manche die in der Öffentlichkeit mit dem Finger zeigen, bohren mit diesem in der eigenen Nase bzw. sind selbst nicht besser, wenn keiner hin sieht.
Klein denken und selbst handeln, ist oft schwieriger und zeitaufwändiger. Aber es funktioniert auf alle Fälle. Große Dinge können funktionieren – nach einer gewissen Zeit, aber oft ist dem eben nicht so und es bleiben mitunter nur eine Erinnerungen an große Sprüche von Menschen, die sich selbst gerne reden hören oder nicht aus Überzeugung gehandelt haben, sondern um sich selbst zu profilieren.
Wer dauerhaft und uneigennützig mit Ruhe und leisen Tönen handelt, kann aufgrund seiner Authentizität, wenn auch vielleicht nur langsam, nachhaltig etwas erreichen.
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Landwirtschaftlicher Abfall
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Müllablageort stillgeletes Kieswerks am unmittelbaren Rand des Naturschutzgebiets. Der Eigentümer kümmert sich um gar nichts.